CD Titel: Precious Moments
Künstler: Jens Hausmann
Total time 73:50
Label: Time Zone Records, 2015. Bestellnummer: TZ418, LC: 12791
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All compositions & arrangements by Jens Hausmann
Recorded by Jens Hausmann at Martin-Luther-Kirche, Detmold
Mixed and mastered by Eddie Nünning at SoundResort, Lippstadt
Artwork & Photos by Dirk Schelpmeier
Wie lässt sich die Musik beschreiben?
Crossover Fingerstyle Gitarre mit einem hohen Anteil an spontaner Improvisation kommt der Sache nahe, was an sich schon eher selten ist. Da kommt der Jazzer durch, klanglich führt die Spielästhetik eher in Richtung klassische Gitarre mit spanischem Einschlag, aber auch Blues, Latin, Jazz und keltischen Folkelementen. Zu hören sind insgesamt 7 verschiedene Gitarren jeweils Solo stereo in High Resolution eingespielt, etwa drei Viertel der Tracks mit Nylonsaiten, der Rest auf Steelstrings. Nicht zuletzt der Raum hat geholfen, dass es insgesamt wie aus einem Guss klingt, obwohl die Kompositionen stilistisch kaum abwechslungsreicher sein könnten.
Es ist schon eine Weile her, dass ich mich in den herrlich klingenden Gewölbekeller des Gemeindehauses der Martin Luther Kirche in Detmold zurückziehen konnte, um in Ruhe meine instrumentalen Solostücke aufzunehmen. Mit der gefüllten Festplatte fing die Arbeit dann eigentlich erst richtig an: Material sichten, aussuchen und bearbeiten braucht Zeit, damit es eine feine CD wird. Das spontane Live-Feeling sollte erhalten bleiben, es gab keine Overdubs und so wenig Schnitte wie möglich. Herausgekommen sind 16 Eigenkompositionen mit knapp 74 Minuten.
Vom Sound her wurde das Ganze von meinem lieben alten Duo-Kollegen Eddie Nünning im SoundResort Studio in Lippstadt wundervoll ins rechte Licht gerückt. Er hat im Endmix und beim Mastering mehr als zwei Tage lang wirklich ganze Arbeit geleistet und mir geholfen einen langgehegten Traum zu erfüllen. Artwork und Fotos stammen von Dirk Schelpmeier.
Wer mag, kann direkt bei mir eine signierte CD per E-Mail bestellen!
Zum Highresolution Download geht es hier.
Reinhören kann man über diverse Social Links (Spotify, Deezer etc.) rechts!
Ein paar Worte zu den einzelnen Stücken
Dizzy Rabbit
Der Titel des Openers geht auf ein Dissertationsprojekt zurück. Um zum Ziel zu kommen, musste man Haken schlagen, wie ein Kaninchen, aus dem Gitarrenspiel zur Entspannung zwischendurch wurde ‚Dizzy Rabbit’. Musikalisch eine typische Fingerstyle Boom-Chic-Nummer in freundlich heiterem A-Dur.
Dolce Far Niente
Das süße Nichtstun. Statt diszipliniert einen Testbericht zu schreiben verführte mich eine Testgitarre zum Experimentieren mit moderneren perkussiven Schlagtechniken der rechten Hand, dies ist das Ergebnis. Keine Sorge, die Gitarre blieb ganz….
Light As A Feather
Klassisch geprägtes Klangbild, ein schwungvoller Walzer mit fröhlicher Melodie. Der Improvisationspart in der Mitte klingt schon fast arrangiert, entwickelte sich aber erst so während der Aufnahmen.
Angels’ Share
Manche fahren wegen des Whiskeys nach Schottland, Andere stoßen erst in Schottland drauf, wie ich. In einer Destillerie wird der Whiskey viele Jahre in Fässern gereift. Dabei geht auf geheimnisvolle Weise einiges verloren. Zur Erklärung gibt es die Geschichte vom Angels’ Share, dem Engels Anteil! Die keltisch angehauchte Steelstring Ballade ist in Dropped-D-Stimmung und klingt durch die Variationen immer wieder anders.
Heureka
Dieses Stück geht auf alte Zeiten zurück, früher spielte ich am liebsten Jazz in Duos und kleinen Besetzungen. Zu der Zeit war auch Toto Blanke im Duo unterwegs mit dem ich häufiger zu tun hatte. Als ich mit Soloauftritten anfing sagte er zu mir „das könnte er nicht, er wäre einfach kein Solotyp“. Ich wusste genau was er meinte – musikalisch sowie menschlich, aber ich habe mir gedacht: Das muss doch irgendwie gehen, auch ohne den zweiten Part einfach singen. Inzwischen hatte ich Zeit zum Üben, die Sachen umarrangiert und quasi für eine Gitarre zusammengetüftelt: Ich hab’s, Heureka! Die Improvisation ist geblieben, die Liebe zu Duos auch.
Blue Chestnut
Bei der Aufnahme bekam dieses Stück erst seine endgültige Form, denn es war erst ein paar Tage alt und ich hatte mich dazu noch nicht entschieden. Vielleicht hört man noch etwas von der angenehmen Aufregung, die ein frisches neues Stück mitbringt.
Jerry’s Blues
Im Gitarrenunterricht geht es immer wieder um Blues, wie bei Auftritten auch. Blues kann man auf unglaublich viele Arten spielen und so kann man daran auch viel zeigen. Bei Workshops führe ich gern vor, wie man sich allein im Solo begleitet und Basslinien mit gleichzeitig gespielten Akkorden verbindet. Während ich für Schüler mal so improvisierte, hatte ich fast ‚Jerry’s Blues’ fertig, ich musste meine Ideen nur noch etwas ausarbeiten, später gab es auch eine Gesangsversion.
Sigue Tu Corazón
Neben meinen musikalischen Tätigkeiten bin ich auch Journalist für Fachzeitungen im Musikbereich. So kam ich zu einer Pressereise zum Thema Flamenco in Andalusien mit vielen tollen Eindrücken. Bis dahin hatte mich Flamenco zwar fasziniert, aber mein Zugang war eher passiv, oberflächlich am Rande, soweit man im Jazz damit zu tun hat, oder Platten zu Hause hat. Bei der Reise hat’s mich dann gepackt und ich merkte, dass der Spirit dahinter genau der Klebstoff ist, der mir bei meinem musikalischen Mosaik noch fehlt. Hier kommt das Ergebnis: Sigue Tu Corazón, das heißt soviel wie ‚Folge Deinem Herzen’.
Miles To Go
Die andere Nummer in Dropped-D mit keltischem Einschlag. So klingt es, wenn man sich auf Reisen viel vornimmt: es geht immer flotter weiter, weiter, kurzes Verweilen – Innehalten – und weiter, weiter, weiter. Wer die Augen zu macht, hört vielleicht ein bisschen Dudelsack, Landschaft, ein paar Schafe, – also auf in keltische Gefilde.
Right Now
Im Film ‚I will dance’ geht es um einen Jungen, der sich im Unterschichtmilieu allen Hindernissen zum Trotz gegen das Boxen und für eine Tänzerkarriere entscheidet. Der Spruch der Oma wird zum roten Faden: „Ich hätte Profitänzerin werden können!“ Für mich ein Synonym für all die Gelegenheiten, die man verpasst. Statt einer Uhr am Arm, wäre ein Tattoo mit der Aufschrift ‚Es Ist Genau Jetzt!’ eine gute Idee. Immer ist genau der richtige Zeitpunkt, loszulegen!
Dieses Fingerstyle Jazz-Stück ist so eingängig, man könnte fast ‚Take The A-Train’ drüber singen und es dem Realbook einverleiben, wieder eine schöne Gelegenheit für Improvisation.
Rubber Biscuit
Auf der Suche nach immer neuen Produkten, gehen schnell die Ideen aus. So häufen sich die Sachen, die man eigentlich nicht braucht, wie z.B. ein Teleskop-Rückenkratzer. Vielleicht gibt es auch irgendwann einen Eierschneider mit Weichei-Warnfunktion, ist doch naheliegend, die Dinger klingen ja so schon schrill. Womit wir schon bei kulinarischen Köstlichkeiten wären. Da tut sich einiges in Sachen Verführungen. Wie wär’s mit Schokofröschen oder noch besser: eine wieder verwendbare Mischung aus Keks und Gummibär, ein Rubber Biscuit, zu Deutsch Gummikeks – einfach an die Wand werfen und sofort prallt er ab und springt zurück in den Mund. Das hält fit, da kommt Freude auf!
Glazed Donut
David Lee Roth, sagt in seinem Spaßclip zu Yankee Rose: “Gimmie a bottle of anything and a glazed donut ….. TO GO!“ Hier ist der Glazed Donut, entwickelt aus zwei melodischen Motiven über 2 Basslinien, auch hier gibt es einen spanischen Einfluss, klingt das etwa nach Churros? Für die Bottle of Anything siehe: Angels’ Share…
Tango For Django
Ein weiteres umarrangiertes Ex-Duo Stück aus alten Zeiten. Damals fiel mir auf dass Django Reinhardt wohl nie einen Tango gespielt hat. Wie würde das wohl klingen? Dieses Stück hat schon eine längere Entwicklung hinter sich, vom Duo wurde es auf der ersten CD zu einem Stück mit Gesang. Jetzt ist es ein Solostück. So richtig nach Django hat es nie geklungen, inzwischen klingt es nicht mal mehr richtig nach Argentinien. Vielleicht hat etwas davon abgefärbt, wie im spanischen Flamenco der Tango aufgefasst wird.
Precious Moments
Der Titel-Track bringt vom Namen her die ganze Aufnahmesession auf den Punkt, auch hier sind die spanischen Einflüsse wieder deutlich hörbar, schon im zusammengesetzten 12/8 Takt, im Mittelteil erfolgt dann eine kleine Improvisation über die Introakkorde und es geht zurück ins melodische Thema.
Two Notes – One Love
Vicente Amigo hat ein Stück, das übersetzt heißt: „Drei Noten um zu sagen, ich liebe Dich“. Soviel Zeit hat kein Mensch, das muss schneller gehen und der One Note Samba wäre doch zu abgenudelt. Im Wesentlichen geht es um also um zwei Tone, oder waren es zwei Akkorde? Egal, mehr wird hier nicht verraten, nur soviel: gerade unter den weiblichen Hörern findet das Stück immer wieder neue Freunde…